Stellen Sie sich vor, Ihr Auto lenkt lieber Sie gegen einen Baum, als andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden. Wie fänden Sie das? Sollte das Auto dies entscheiden dürfen? Oder sollten Fahrer vor Fahrtantritt einen passenden „Ethik-Algorithmus“ auswählen können?
Zugegeben, das ist eine zugespitzte Frage. Aber es ist nur einer der vielen rechtlichen und ethischen Knackpunkte selbstfahrender Fahrzeuge, die wir in dieser Folge aufgreifen werden. Dabei müssen wir feststellen, dass die Antworten gar nicht so einfach zu finden sind. Daher freuen wir uns umso mehr auf Ihre Ansichten in den Kommentaren.
Des Weiteren möchten wir in der nächsten, bzw. übernächsten Folge in einer Meta-Folge über die Zukunft der Rechtsbelehrung sprechen, über unsere Abrufzahlen und beantworten auch gerne die Fragen unserer Zuhörer. Vorher möchten wir Sie aber gerne besser kennenlernen und haben dafür eine Hörerumfrage vorbereitet. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie daran teilnehmen:
http://rechtsbelehrung.com/umfrage
Wir danken Ihnen für die Teilnahme und viel Spaß beim Zuhören!
P.S. das Wichtelbild:
Inhalte des Podcasts:
- 00:00:00 – Hausmeisterei, (zum erwähnten Fall v. Edeka und deutscher Bahn bei Felix Beilharz).
- 00:04:00 – Aufruf zur Rechtsbelehrungs-Umfrage.
- 00:06:30 – Wir Wichteln!
- 00:12:30 – Einführung in das Thema und ab wann sind Fahrzeuge autonom?
- 00:23:00 – Wer ist ein Fahrzeugführer und warum rast er gerne?
- 00:28:00 – Der Halter haftet!
- 00:29:30 – Autonome Straftaten und autonome Ordnungswidrigkeiten?
- 00:33:00 – Der Zwang von Juristen einen Schuldigen zu finden.
- 00:46:00 – Wann haften Fahrzeughersteller?
- 00:52:00 – Der Weichenstellerfall und das moralische Dilemma.
- 01:08:00 – Wenn Autos über Tod oder Leben entscheiden müssen.
- 01:12:00 – Würdet Ihr ein Auto kaufen, dass Euch gegen einen Baum fährt um Fußgänger zu schützen?
Erwähnte Fälle und Links zur Folge
- Was ist der Unterschied zwischen einem autonomen Auto und einem autonomen Auto? in der c’t
- Erste Barriere für selbstfahrende Fahrzeuge überwunden – Entwicklungen im Zulassungsrecht (Zu den aktuellen und empfohlenen Änderungen des Wiener Übereinkommens über den Straßenverkehr) bei sui-generis.ch
- Autonome (Elektro-)Autos: Teslas Autopilot soll ungefährlicher werden bei heise online
- Google Car „Designed for riding, not for driving“
- BGH, 23.09.2014 – 4 StR 92/14 (Der Fahrlehrer ist kein Fahrzeugführer, zumindest solange es um Smartphones geht; Hinweis: Das Urteil bezog sich auf eine spezielle Konstellation, in der es um die Frage ging, ob Fahrlehrer ein Smartphone während der Fahrt nutzen dürfen. Für die Frage der Haftung wird gem. § 2 Abs.15 StVG festgelegt, dass ein Fahrlehrer als Fahrzeugführer haftet.)
- Wen soll das autonome Auto lieber überfahren? (mit dem im Podcast erwähnten Unfall als Folge des Spurhalteassistenten) in der Welt Online
- Autonome Autos: freihändige Testfahrt mit 130 km/h bei heise online
- Ein kurzer Überblick zur Rechtslage beim autonomen Fahren in Deutschland von Dr. Markus Häuser
- Drivers Push Tesla’s Autopilot Beyond Its Abilities bei MIT Technology Review
- Why Self-Driving Cars Must Be Programmed to Kill bei MIT Technology Review
- Volvo übernimmt Haftung bei selbstfahrenden Autos bei Spiegel Online
- Fahren nach Zahlen von Thomas Thiel in der FAZ
- Das Trolley-Problem aka „der Weichensteller“ Fall und das moralische Dilemma in der Wikipedia
- Erwähnte Gesetze: § 7 StVG, § 18 StVG, Produkthaftung, Produzentenhaftung
Synapsenkitzler
17. Dezember 2015 at 10:03Ich denke, der Sinn und die Grenzen der Automatisierung sollten hinterfragt werden. Insbesondere wenn die Automatisierung durch ökonomische / Profitinteressen motiviert ist.
Siehe hierzu z.B.
Frank Rieger, Roboter müssen unsere Rente sichern, FAZ
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/automatisierungsdividende-fuer-alle-roboter-muessen-unsere-rente-sichern-11754772.html
Siehe auch die Themenseite von heise
http://www.heise.de/thema/Automatisierung
Darin z.B. vom 14.07.2015, Banker-Analyse: Technische Innovation frisst Arbeitsplätze auf „Ein Manager der Deutschen Bank hat die Wechselwirkungen von Technik und Jobmärkten beschrieben. Die düstere Diagnose des Bankers ähnelt überraschend der des Chaos Computer Clubs: Technik vernichtet mehr Arbeitsplätze als sie schafft.“
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Banker-Analyse-Technische-Innovation-frisst-Arbeitsplaetze-auf-2749566.html
marcjohne
17. Dezember 2015 at 11:03Der Aussage mit dem schnell fahren um aufmerksam zu bleiben kann ich nachvollziehen. Gegen Müdigkeit hilft es natürlich nicht, aber wenn ich merke, dass es monoton wird fahre ich gerne mal schneller.
Ich fahre nicht mehr viel Auto, musste aber jahrelang täglich ~60km Autobahn fahren und habe natürlich ab und zu kleinere Fahrfehler gemacht. Die Allermeisten hiervon aber bei angemessener Geschwindigkeit.
Ich will damit nicht sagen „Raser“ seinen bessere Autofahrer. Ich halte mich selbst für einen eher moderaten Fahrer, muss aber zugeben, dass ich beim „monotonen dahinfahren“ tendenziell unkonzentrierter bin wie beim gelegentlichen schnell fahren (damit meine ich ehrlicher weise auch mal eine überhöhte Geschwindigkeit).
Ich beziehe das aber ausschließlich auf das Fahren auf Autobahnen!
Adapbter
19. Dezember 2015 at 12:03Schaut mal den Film „I Robot“.
Wenn der Rest des Filmes auch standard ist, so wird dort der Rettungskonflikt gut gezeigt. Eine Droide hat auf Grund der Überlebenswahrscheinlichkeit den Protagonisten anstelle eines Kindes gerettet. In meinen Augen für eine Maschine der beste Ansatz, setz aber eine komplexere Beurteilung voraus, als eine Auto heute leisten könnte.
Ich teile die Auffassung, dass es besser ist Computer den Transport zu überlasen. als dem Menschen. Das ist in jeder Hinsicht klüger. Und ja, ich würde mich in eine solches Auto sogar lieber setzen, als bei den meisten Mitmenschen mitzufahren.
Danke für Eueren Podcast!
André
19. Dezember 2015 at 17:34Kleine Korrektur zur Singularität: Der Punkt ist eigentlich nicht, dass künstliches Bewusstsein entsteht, auch weil wir nicht wirklich gut verstehen, was Bewusstsein überhaupt ist und ob eine Künstliche Intelligenz es benötigt. Es geht vielmehr darum, dass eine Künstliche Intelligenz die Fähigkeit entwickelt, die eigene Programmierung anzupassen, und sich dann in einem iterativen Prozess so schnell weiterentwickelt, dass niemand vorhersagen kann, was das Ergebnis ist. Daher eine Singularität, eine Unendlichkeitsstelle, der Kurve des technischen Fortschritts, weil dieser Prozess alle dann noch ausstehenden Probleme (inklusive der Menschheit!?) mehr oder weniger instantan lösen soll.
Dann eine Frage: Warum sollte man die Regeln für Unfälle überhaupt vorher so kleinteilig festlegen? Wenn wir wissen, dass autonom gesteuerte Fahrzeuge weniger Unfälle verursachen, kann man sie einführen und dann anhand der Analyse der dennoch passierten Unfälle Verhaltungsregeln für diese Ausnahmefälle entwickeln. Die Haftung könnte für den Übergangszeitraum die Hersteller ggf. mit Förderung übernehmen. Ich würde das Argument ins Feld führen, dass so die Zahl der Leben, die gerettet wird, größer ist, aber das zieht ja bei euch nicht. 😉
Bernd
20. Dezember 2015 at 14:20Klasse Folge wieder einmal.
Ich würde mich sofort in ein selbstfahrendes Auto setzen auch wenn es mich statt eines Fussgängers opfern würde. Und ich bin auch der Meinung von RA Schwenke, dass die Zukunft nicht im Besitz des Autos sondern in der Nutzung von Autonetzwerken liegt, die ich jederzeit rufen und nutzen kann. Der Beruf des Taxifahrers wird damit obsolet und es wird wahrscheinlich nur noch autonome Autos in verschiedenen Nutzungsklassen geben: Einzelnutzung, Fahrgemeinschaften (billiger) und Grossraumfahrzeuge mit festen Strecken (ehem. Busse, Flatrate Modell).
Martin
23. Dezember 2015 at 22:51Ich glaube die Möglichkeit das Auto zu stoppen, wenn eine solche Entscheidung getroffen werden muss ist irrelevant. Das Auto weiß das wahrscheinlich früher als ich und wird egal wie die Entscheidung ausfällt versuchen die Geschwindigkeit zu reduzieren.
Ich persönlich steige auch lieber in ein solches Auto als zu manchen Taxifahrer. Allein weil das Auto versuchen wird den Schaden gering zu halten, selbst wenn es mich gegen ein Baum fährt.
Lukas
27. Dezember 2015 at 11:48Ich habe gerade diese Website hier entdeckt und finde sie echt klasse! Werde auf jeden Fall auch die anderen Artikel hier lesen. Danke 🙂
Alex
30. Dezember 2015 at 19:02Angeblich sollen die selbst fahrenden Autos ja schon bald kommen. Pilotversuche beginnen bereits 2016. Eine tolle Neuerung!
Fredde
30. Dezember 2015 at 19:03Also ich bestimme lieber selbst, wohin ich fahre. Das ist mir sonst doch ein klein wenig zu abenteuerlich. Es klingt aber interessant.
Brigitte
30. Dezember 2015 at 19:05Keine zehn Pferde bringen mich in so ein Höllengefährt. Was soll denn der Sinn davon sein? Wir können doch alle ohne diese Technik fahren!
Philipp
22. März 2016 at 21:51Danke für den schönen Podcast!
Ein Punkt, der mir in der Diskussion noch zu wenig Beachtung findet: Es wird meist so getan, als gäbe es *den Algorithmus*, in dem festgelegt ist, wie sich ein Auto/ein Roboter/… in einer bestimmten Situation verhalten soll – in Wahrheit handelt es sich aber doch in aller Regel um ein *neuronales Netzwerk*, das für die Erkennung von Gefahren/potentiellen Opfern/Situationen verantwortlich ist; Das heißt insbesondere, dass der Hersteller nur sehr begrenzt Einfluss darauf hat, wie sich ein Auto verhalten wird. Er hat Einfluss auf die Sensoren etc., aber wie das Auto „handelt“, das ist doch eine Folge der „Neuronen“, die niemand programmiert hat, die durch Deep Learning oder so „autark“ trainiert wurden.
Holger
29. August 2016 at 17:21Die Fragen, die aufkommen sind echt nicht einfach und ich bin gespannt auf die Antworten. Bin froh, das ich das nicht entscheiden muss. Generell finde ich aber den technischen Fortschritt richtig und gut.
Tim
7. September 2016 at 8:24Hallo,
das sind durchaus sehr wichtige Fragen und ich bin froh, dass ich diese nicht zu entscheiden habe. Grundsätzlich bin ich aber ein Freund von Fortschritt und Entwicklung und ich finde die selbstfahrenden Autos sehr innovativ.
Mit Sicherheit wird man auch da eine Lösung finden, denn ich bin mir sicher, dass diese autarken Autos die heutigen ablösen werden.
Dustin
16. April 2020 at 11:44Moin moin,
das ist ja auch mal ein interessantes Thema. An so etwas wie einen „Ethik-Algorithmus“, bzw. wie sich das Auto dann verhalten sollte hatte ich noch gar nicht gedacht. Mal schauen, was uns da die Zukunft so bringen mag.
Viele Grüße
Dustin
Peter
1. April 2021 at 22:43Na ja so langsam langsam, gibt es ja schon viele Autos vor allem die Autos von den Top Herstellern die alleine Fahren können. Ich persönlich finde das echt nicht so, weil man dann kein richtiges Feeling beim Autofahrt hat. Aber naja jeder hat ja so sein eigenen Geschmack